Paris – Roubaix Challenge 2018

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Es ist gut ein Jahr her, da hörte ich folgende Worte: “Diese Sch… mache ich nie wieder, wer braucht denn sowas, Niemals, NIE !!!” Es war Marias Fazit zu unserem Besuch auf den legendären Pflastersteinen von Paris – Roubaix. Nun erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Als vor einigen Wochen eine Einladung der ASO zur diesjährigen Paris – Roubaix Challenge ins Haus flatterte, erinnerte sich Maria neben den Schmerzen und Strapazen offenbar auch an dieses Funkeln in meinen Augen und an das tiefe Grinsen in meinem Gesicht, dass sich schon beim Aussprechen der Sektoren wie “Trouée de Arenberg” oder “Carrefour de lárbre” einstellte.

All ihren Beteuerungen zum Trotz taten wir es also erneut. Freitagnachmittag machten wir uns auf den gut 700 km langen Weg nach Lille, von wo aus es am nächsten Morgen zum gut 10 Km entfernten Velodrome von Roubaix gehen sollte. Da aufgrund der langen Reise für ein ausgiebiges Abendmahl keine Zeit blieb, stärkten wir uns während der Autofahrt mit Allem, was ein belgischer Supermarkt 10 min vor Ladenschluss um 21 Uhr noch im Angebot hatte. Gut eine Stunde später kamen wir dann im Hotel an und gingen zügig ins Bett – ich voller Vorfreude auf den kommenden Tag. Ob Marias Gedanken die gleichen waren, wage ich mal zu bezweifeln.

Am nächsten Morgen klingelte um 6 Uhr der Wecker und nach einem klassischen französischen Frühstück mit Baguettes, Croissants und Milchcafé fuhren wir Richtung Roubaix zum Start der 145 Km Strecke direkt am Velodrom. Vorteil dieser Distanz ist, dass sich Start und Ziel am gleichen Ort befinden. Alternativ bietet der Veranstalter auch eine 172 km lange oneway Strecke an. Die Fahrt mit dem Shuttle um 6 Uhr wollten wir uns angesichts der langen Anreise jedoch ersparen. So erwarteten uns „nur“ 31 Km feinstes Kopfsteinpflaster verteilt auf 19 Sektoren, beginnend mit dem Wald von Arenberg, von wo aus der Streckenlauf auf den letzten 95 Km dem des Rennens vom Sonntag folgen sollte. Beim ersten Anblick des legendären Radstadions stellte sich direkt wieder dieses Kribbeln ein und freudig wie ein kleiner Junge vor Weihnachten konnte ich es kaum noch erwarten. Nach dem Abholen der Startunterlagen machten wir die Räder startklar und dann konnte es kurze Zeit Später gemeinsam mit unserem belgischen Freund Pascal auch schon losgehen.

Apropos Rad Startklar machen, vielleicht an dieser Stelle ein kurzer Blick auf das Material. Bei unserem Besuch im Vorjahr hatte ich am Straßenrad keine Änderungen vorgenommen (25mm Reifen und 8 Bar Luftdruck), was sich als doch recht großes Problem heruasstellen sollte. Ich erinnere mich noch gut daran, wie es auf den Paves fast unmöglich war, den Horizont zu fixieren, da die Augen wie Pingpong Bälle im Kopf herumschlugen und jeder Sektor fast zum Blindflug wurde – ganz zu schweigen von den brutalen Schlägen am ganzen Körper. Um solchen Erlebnissen bestmöglich vorzubeugen griff ich dieses Mal dank meinem Partner Sportimport zu 30mm breiten Reifen (Zipp Tangente R30) und montierte sie auf den neuen Zipp 302 Carbon Clinchern. Viel Platz war zwischen Reifen und Rahmen zwar nicht mehr vorhanden, aber alles funktionierte noch reibungslos. Bei der Wahl des richtigen Luftdruckes war ich bis zuletzt unsicher. Ein zu hoher Luftdruck würde wieder zu Lasten des Komforts und der Fahrbarkeit gehen, zu wenig Luft hingegen birgt das Risiko eines Durchschlages. Am Ende entschied ich mich für 4 bar vorne und 4,5 bar hinten – es sollte eine gute Wahl gewesen sein!

Entsprechend vorbereitet machten wir uns also auf den Weg, die ersten 50 Km direkt in südöstlicher Richtung gen Arenberg. Dann endlich tauchten sie am Horinzont auf, die hoch empor ragenden Fördertürme der alten Mine, welche den herannahenden Sektor “Trouee de Arenberg” ankündigten. Eine letzte Rechtskurve und es ging hinein – aber nicht auf die gefürchteten Pflastersteine. Die Organisation hatte sich aufgrund der feuchten Witterung der vorangegangenen Tage dafür entschieden, den ersten, leicht abfallenden Teil des Sektors nicht zu befahren und die Teilnehmer auf den schottrigen Randstreifen umgeleitet.

Im ersten Moment überkam mich angesichts der unfreiwilligen Umleitung doch eine leichte Enttäuschung, welche sich aber kurze Zeit später in absolutes Verständnis für die Entscheidung wandelte. Denn etwa nach 1km gab es ein Schlenker nach links und wir waren mitten drin in er Hölle des Nordens. Der Regen der Vortage hatte den Boden zwischen den Steinen regelrecht durchweicht und es fühlte sich ein wenig an, als würde man über eingeseifte Bowlingkugeln fahren. Der abfallende erste Teil des Sektors hätte sich viele der Teilnehmer an und über die Grenzen gebracht und wäre daher ein unnötiges Risiko gewesen. Auch so stiegen viele Fahrer ab oder kehrten ganz freiwillig auf den Randstreifen zurück. Auch ich hatte anfangs große Mühe und musste mich mehrmals überwinden, nicht abzubremsen, sondern das Tempo aufrecht und das Rad in Schwung zu halten. Von Meter zu Meter fasste ich aber mehr Vertrauen und konnte bis zum Ende des Waldes immer schneller fahren. Bereits jetzt zeigte sich, dass ich mit dem Material absolut richtig gelegen hatte. Im Vergleich zum Vorjahr schwebte bzw. gleitete man fast über das Pflaster. Man war nicht mehr nur Passagier, sondern hatte das Rad unter Kontrolle und war in der Lage, auch aktiv zu reagieren. Einzig stellte sich nach jedem Sektor das trügerische Gefühl eines Defektes ein, da aufgrund des niedrigen Luftdruckes das Fahrgefühl auf glattem Untergrund doch etwas schwammig war.

Ein kurzen Videoclip aus dem Wald von Arenberg gibst hier.

Was folgte waren sodann die noch verbleibenden 95 Km und 18 Pave – Sektoren. Immer wenn einer der großen Bögen den nächsten Sektor ankündigte, versuchte ich Tempo aufzunehmen und krachte mehr oder weniger Vollgas in jeden Sektor. In der Tat ist es besser so schnell wie möglich übers Pflaster zu fahren, da man immer mehr ins “Gleiten” kommt, je höher die Geschwindigkeit ist. Ich pflügte also mit einem breiten Grinsen im Gesicht von rechts nach links, hoch und runter, durch Gras wieder zurück aufs Pflaster, runter durch den Matsch und dann das ganze wieder von vorne. Maximal fuhr ich sogar mit Hilfe des recht kräftigen Rückenwindes bis zu 51 Km/h (Clip hier klicken). Dann ist es ein bisschen wie ein wilder Rodeo Ritt, unheimlich zermürbend aber wenn man einmal den richtigen Rhythmus gefunden hat auch faszinierend. Und eines ist einfach allgegenwertig – dieser besondere Spirit des wohl größten Monumentes im Radsport. Bereits an diesem Vortag standen unzählige Camper und Fans entlang der Strecke und freuten sich auf das Radsportfest am nächsten Tag. Dieses besondere Gefühl ist schwer zu beschreiben, aber jeder Radsportverrückte sollte das einmal selbst erleben!

Am Ende jedes der Sektorabschnitte wartete ich auf Pascal und Maria, die das ganze doch sichtlich nicht so sehr genießen konnte wie ich. Nichts desto trotz schlug sie sich aber Tapfer und lies sich von dem Gerüttel und Geschüttel nicht unterkriegen :D! Als letztes Highlight wartete dann die Einfahrt ins festlich geschmückte Velodrom in Roubaix. Bereits wenn man von der Hauptstraße nach rechts abbiegt, stellen sich einem die Nackenhaare auf und wenige Meter später nach einer erneuten S – Kurve erreicht man die wohl berühmteste Betonpiste im modernen Radsport. Gemeinsam rollten wir über die Ziellinie und verweilten anschließend noch einige Zeit im Innenraum auf dem grünen Rasen.

Am Ende dann doch happy und kaputt wurden bereits erste Pläne für die Zukunft geschmiedet – “We should do it again – but the 170k”. Tja, man braucht ja noch Ziele und ich denke mit großer Wahrscheinlichkeit wird Roubaix uns wiedersehen (mich zumindest, bei Maria bin ich mir noch nicht hundertprozentig sicher). Es war also ein rundum gelungener Ritt durch die Hölle des Nordens. Es gab keine Reifenschäden, kein Defekte an den Laufrädern oder sonstige Materialverluste.

Eines möchte ich an dieser Stelle noch loswerden: Ein ganz großes Dankeschön an die französischen Autofahrer, die an diesem Tag die Scharen von Radfahrern stoisch und geduldig ertragen haben und auch oftmals freiwillig und sehr lange die nicht vorfahrtsberechtigten Radler haben passieren lassen. So ein tolles miteinander wünscht man sich immer, gerade in Zeiten wie heute! Das sollte sich durchaus auch mancher Rennradfahrer einmal als Vorbild nehmen!

Bis Bald, euer Christian

Eine kleine visuelle Zusammenfassung gibt es auch noch einmal hier

 

English version

One year ago I heard the following words: “I will never do this Sh… again, never ever. Who needs this fu… cobbles!” It was Marias conclusion of our visit at the legendary cobbles of Paris – Roubaix. But well, things always end up differently than you think! When we received an invitation from the ASO for this year’s edition of the Paris Roubaix Challenge, Maria also remembered the sparkle in my eyes and the deep smile in my face, when I hear names like “Trouée de Arenberg” or “Carrefour de lárbre”.

So in contrary to all protestations we did it again and at Friday evening we went on our long way (700 K) to Lille, from where we had to drive the last 10 k the next morning. Because of the long journey we hadn´t enough time for a large dinner this evening. Therefore we took everything, that a Belgian supermarket had on offer 10 minutes before closing time. A good hour later we reached the hotel and went to bed quickly – in my case full of anticipation, but I really don’t know if Marias thoughts where the same.

The next morning the alarm clock rang at 6 a.m. After a classic French breakfast with baguette, croissants and some white coffee we went on our way to Roubaix to the start of the 145 Km course, directly at the velodrome.  The advantage of this distance is, that the start and the finish is at the same location. Optionally the organizers also offer a one-way distance of 172 k, but you have to drive by shuttle to the beginning of the course at 6 in the morning. This was quite too early for us after the long way in the car one day before. Therefore we “only” had to handle 19 cobble section including 31 Km of cobbled roads. The first one was the “Trouee de wallers Arenberg”, from where the course followed the original way of the Pro´s race during the last 95 k.  At the first view of the legendary velodrome at Saturday morning I felt this tingling again and I was elated like a little boy before Christmas. After picking up our race numbers we prepared our bikes and were ready for the adventure together with our Belgian friend Pascal.

Apropos preparing the bike, perhaps a short look the material at this point. During our visit one year ago I didn’t changed anything on my road bike (25mm tires and 8 bar air pressure), which emerged as a big problem. I still remember, that it was impossible to fix the horizon while riding on the cobblestones, because my eyes where banging in my head like Ping-Pong balls. To avoid feelings like that decided to prepare my bike a little bit better this time. I choose some 30 mm wide tires (Zipp Tangente R30) and mounted them on my Zipp 302 carbon clinchers. Fortunately there was enough space between the frame and the tires and everything was running without a hitch.  The only thing I wasn’t sure until the end was the right tire pressure. If it´s too high you loose comfort, if it´s too low you risk a puncture because of a breakdown. Finally I decided to go for 4 bar at the front and 4,5 bar at the back – It should have been a good decision!

So well prepared we struck off direction southeast – the first 50 k directly to Arenberg. And then we saw them, the high rising shaft towers of the old mine, which announced the upcoming cobble sector “Trouee de Arenberg”. A last turn to the right and we arrived – but not on the cobbles. The organization decided skip the first sloping part because of the bad weather during the past days. At the first moment I was a little bit disappointed, but the decision proved to be true a few minutes later. Because after 1k we did a pan to the left and we were in the middle of the hell of the north. The rain of the days before really saturated the ground between the cobbles and it felt like riding on soaped bowling balls!  The first sloping part really would have been to dangerous under this condition. Many riders were struggling to stay on the bike and even I had to overcome myself at the beginning to keep the speed up and not to brake. But slowly I gained confidence and of course my decision with the material was absolutely perfect. By comparison to the preceding year I felt like flying or better sliding over the cobbles. You were not a stowaway anymore, but instead of able to control your bike the whole time. Only the feeling after the cobbles was a little bit strange because of the low tire pressure (felt like a puncture every time).

Click here for a short clip !

What followed was a ride over the last 18 pave sectors through a breathtaking atmosphere. At the beginning of each cobble section I tried to speed up and drove flat out over them. Indeed it´s better to ride as fast as possible, because you are starting to “slide” more and more as faster as you get. With a big smile in my face I rode from the left to the right, jumped over the holes, through the grass, through the dirt and all over again from the beginning. My maximum speed at the cobbles was more than 51 kph – of course with help of the strong backwind. (Click here for the clip) . It feels like a rodeo ride, unbelievable grueling but also fascinating at the same time and everywhere around you feel the spirit of the most epic bicycle race of the whole year. The feeling is hard to describe, in my opinion every cycle maniac should do this once in a lifetime!

At the end of each sector I stopped and waited for Pascal and Maria, who couldn´t enjoy it as much as I did but she put up a good fight! The last highlight of the day was the way into the velodrome, that was already prepared for the Pro´s race.  It´s such a venerable feeling to ride on the most famous concrete track in cycling. Together we crossed the finish line and stayed for a while at the grass at the inside. Finally happy but also exhausted we already made the plans for the future: “We should do it again – but the 170 k!”. So I think I wasn’t the last time and Roubaix will see us again. It was a perfect day, a lot of fun and of course no punctures or other problems! At least I want to say thanks to all the French car drivers, who were really considerate and friendly that day! This was a perfect example for respectful together. Thanks!

Greets Christian 🙂

Here you find a short highlight clip 😉

 

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